Liebe Genossenschaftsmitglieder,
Heute (4.7.2023) hat mich unser Präsident Uriel Kramer über den Stand der Lage mit der Angelegenheit Stahl-Gerlafingen-Leck eingehend informiert.
Gerne gebe ich die Angaben im Folgenden weiter:
Am Tag nach der Wiederaufnahme des Wasserstroms (1.6.23), nach der Abstellung zur Leitungsumlegung an der Zelglistrasse, trat im Areal der Stahl Gerlafingen ein neues Leck auf. Dieses befindet sich auf unten stehender Planzeichnung leicht nördlich, von der Stelle, wo die farbigen Linien oben zu einem Spitz zueinander zu laufen.
Die Planzeichnung stammt aus dem Jahr 2019, wo man wegen einigen Lecks auf derselben Strecke schon vorsorglich eine Sanierungsabklärung eingeleitet hatte.
Die alte Leitung (rot im Plan) ist ca. gut 200m lang und wurde vor ca. 120 Jahren (!) mittels stumpf aneinander gestossenen, jeweils 1m langen, Zementrohren erstellt. Die Fugen seien damals mittels eines Mörtels abgedichtet worden, bevor die Leitung wieder zugegraben wurde. Altershalber lösen sich durch Vibrationen an gewissen Fugen diese Mörtelabdichtungen und es kann Wasser austreten. Je grösser der Innendruck dabei ist, umso stärker wird ein zunächst kleines Leck zu einem grösseren ausgewaschen.
Schon 2019 konnten entlang der der Leitung auf einer Strecke von knapp 90m mittels Inspektion mehr als 6 Risse, 2 Löcher und mindestens eine Fugenöffnung ermittelt werden.
Die orange und pink eingezeichneten Linien markieren 2 Varianten einer neu zu bauenden Leitungsumlegung innerhalb bzw ausserhalb eines dort am Aussenrand liegenden Bahntrassees. An der GV 2022 wurde die Angelegenheit erneut besprochen, aber angesichts der stabilen Verhältnisse, den zu erwartenden hohen Kosten und genügend Wasserdruck/Wasserfluss, entschloss sich die Versammlung weiter ab zu warten, zumal die Firma Stahl Gerlafingen keinen Druck machte und dieses Areal nicht allzu sehr benutzt zu werden schien.
Mit dem neu am 1.6.23 aufgetretenen Leck hat sich die zu sanierende Strecke nun auf geschätzte knapp 300m erweitert. Es liegt in einem Leitungsabschnitt das unter dem erwähnten Bahntrassee liegt! Zudem ist das neue Leck so gross, dass bei normalem Leitungsdruck das austretende Wasser nicht fortlaufend versickern konnte, sondern einen kleinen Tümpel unter und neben dem Bahntrassee bildete.
Als erste Massnahme hatte der Präsident einen Hauptschieber ausgangs Gerlafingen soweit verschliessen lassen, dass der Druck und die Wassermenge leitungsabwärts soweit vermindert waren, dass der Tümpel wieder verschwand und man annehmen kann, dass das noch austretende Wasser das Leck nicht vergrössert oder die Leitung unterspült, was zu einem Komplettschaden hätte führen können.
Soweit hat sich die Situation beim Leck nun einen Monat lang als stabil erwiesen. Viele Brunnen haben aber nun nur noch knapp den halben Wasserfluss, als vor dem Leck und einige Brunnen haben aber gar kein Wasser mehr erhalten.
Inzwischen sind Sanierungsabklärungen kurz vor dem Abschluss (leider geht im Sommer alles etwas langsamer), die unser Präsident, trotz gleichzeitiger Knieoperation und starken Schmerzmitteln eingeleitet hatte.
Es wird voraussichtlich 3 Sanierungsvarianten geben:
Variante A: pink auf dem Plan: Leitungsumlegung ganz an den Rand des Grundstückes, «ausserhalb» des sich dort befindlichen Bahntrassees. Ca. 315m plus mindestens die Strecke bis zum neuen Leck
Variante B: orange auf dem Plan: Leitungsumlegung ganz an den Rand des Grundstückes, «innerhalb» des sich dort befindlichen Bahntrassees. Ca. 270m plus mindestens die Strecke bis zum neuen Leck
Variante C: rot auf dem Plan: Einzug eines Kunststoffrohres in den Hohlraum der alten Leitung.
A und B bedeuten teure Grabarbeiten zur Einlegung eines starkwandigen Kunststoffrohres, welches sich selber stützt und dicht ist. Dies sind zwei definitive Sanierungsvarianten, aber voraussichtlich sehr teuer. (zum Vergleich, die ähnlich verbaute Leitungs-Umlegung an der Zelglistrasse Ende Mai 2023 kostete bei knapp 90m Länge ca. CHF 70'000.-)
Die Variante C dürfte vermutlich günstiger werden. Es handelt sich hierbei aber um eine wahrscheinlich weniger definitive Lösung, weil die alte Leitung ein zeitweilig befahrenes Areal quert und die Stahl Gerlafingen vielleicht dort mal etwas bauen will. Zudem sind hier noch technische Fragen offen: Bis zu welcher Distanz kann diese Technik heutzutage angewendet werden? Je kürzer die so behandelbaren Abschnitte, umso mehr Grabarbeiten mit Verletzungsrisiko für das bestehende Zementrohrwerk (das weiterhin die Stützfunktion übernehmen können muss!) und damit höhere Kosten würden anfallen. (Die alte Leitung muss am Anfang und am Ende aufgegraben werden, wobei dabei unbedingt Vibrationen am Werk vermieden werden müssen, weil sonst weitere Schäden entstehen können! Danach wird das offene Leitungsstück entleert und muss getrocknet werden, dann wird es innwendig mit einem Kunstharz ausgekleidet, dann wird vom Anfang her ein PE-Kunststoff, der durch Erwärmung formbar gemacht wird, quasi wie ein Strumpf in die bestehende Zementleitung hinein gestülpt.)
In den nächsten 2 Wochen sollten angeblich alle Kostenvoranschläge und die Antworten zu den technischen Fragen der 3 Varianten vorliegen.
Sobald ich mehr weiss, werde ich weiter informieren.
Soeben erfahre ich von unserem Brunnenmeister, dass mehrere Brunnen seit dem 1.6.23 offenbar gar nie mehr Wasser geliefert haben und weiterhin trocken liegen.
Ich werde nächste Woche Uriel zu einer weiteren Unterredung treffen und mit ihm besprechen, ob eventuell der gedrosselte Schieber ein Stück weiter geöffnet werden könnte, um mehr Wasser durch zu lassen, ohne aber beim Leck Probleme zu machen.
Zeithorizont und Kostenfrage:
Leider wird uns diese missliche Angelegenheit noch lange quälen. Erst am 25.7.23 kann eine Vorstandsitzung abgehalten werden, bei welcher alle Details ausgearbeitet werden und das GV Datum festgelegt werden wird.
Irgendwann im August findet dann die GV statt, an welcher die aufgearbeiteten 3 Varianten vorgestellt und besprochen und ein definitiver Sanierungsentscheid gefällt werden kann. Bei diesem Entscheid wird die Frage der Finanzierung gewichtig hinein spielen!
Nach der Leitungsumlegung an der Zelglistrasse reicht das Geld in der Kasse nicht, eine der 3 Varianten einfach so zu finanzieren. Die Genossenschafter müssen also damit rechnen, eine einmalige Sonderzahlung zur Sanierung leisten zu müssen, um das Werk zu erhalten (Als kleiner Trost sei angemerkt, dass wir in den letzten Jahren viele überalterte Teilstrecken geteilt mit den Gemeinden sehr günstig mit unserem jährlich eingezogenen Wasserzins sanieren konnten und das Sorgenstück ist eines der letzten veralteten Leitungsabschnitte.). Die Rechnung ist relativ einfach: Wir sind ca. 100 Genossenschafter, also werden die Sanierungs-Kosten durch ca. 100 geteilt werden.
Nach dem GV Entscheid müssen Bewilligungen eingeholt (Fristen!) und Bauaufträge erteilt und die Sanierung ausgeführt werden. Je nach Komplikationen unterwegs kann es also Winter werden, bis die Lecksache abgehakt werden kann.
Unser Brunnenmeister Pascal Junker ist sehr engagiert und hilft, wo er nur kann, aber leider weiss er auch nur das, was ich beim Präsidenten in Erfahrung bringen kann und laufend online stelle. Leider sind auch unsere Werkleitungspläne nicht immer ganz nachvollziehbar, zumal zur Zeit auch Brunnen in Gerlafingen (Bahnhofstrasse) trocken stehen, die eigentlich nicht betroffen sein sollten??? Pascal gibt sein Bestes, aber bitte, belagert ihn nicht und bleibt bei aller Frustration zivilisiert. Er kann auch nichts dafür, dass die Informationen harzig fliessen, dass nicht alle Brunnen wenigstens einen Restfluss erhalten und schon gar nicht, dass unsere überalterte Leitung ausgerechnet in einer heissen Trockenphase des Sommers kaputt gegangen ist und geflickt werden muss.
Bitte meldet doch Euren Brunnennachbarn, dass sie sich bei mir auf die Mailingliste setzen können und dass sie auf der Homepage «Aktuelles» meine Infos finden.
Ich hoffe, dass ich bald mehr weiss und werde wieder berichten.
Auf bald,
David Sonderegger Aktuar